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ARTIKEL Das Lebendige Feld

Das Lebendige Feld

Die Physik kennt schon sehr viel länger allerlei Felder, aber inzwischen wurde dieser Begriff auch für das spirituelle Leben entdeckt. Bekannt dürfte das „wissende Feld“ sein, das als Erklärung für die erstaunlichen Phänomene bei den Familienaufstellungen nach Bert Hellinger dient und eng verbunden ist mit Rupert Sheldrakes Theorie der „morphogenetischen Felder“ [von Morphe: Form und Genese: Entstehen].


Aber auch das „Buddha-Feld“ , das Osho (manche kennen ihn nur als Bhagwan) in Poona und seinen Ashrams weltweit ortete, ist nicht unbekannt. Aber es gibt natürlich noch weitere Felder, von denen das „Energiefeld“ , wie es Michael Barnett mit seiner Arbeit in die Welt gesetzt hat, wahrscheinlich das interessanteste ist.
Familienaufstellungen nach Bert Hellinger sind inzwischen so populär, dass ich sie hier wohl kaum noch einmal schildern muss. Auch was in Oshos „Buddha-Feld“ geschah, ist den meisten bekannt und sei es durch das Geschrei der Bild-Zeitung oder des „Stern“. Das Energiefeld, wie Michael Barnett und inzwischen auch einige seiner Schüler es in ihren Seminaren und Events erzeugen, ist allerdings noch nicht so bekannt, und da es für die weiteren Betrachtungen hier wichtig ist, will ich hier kurz meine erste Erfahrung in diesem Feld skizzieren:
Wir schreiben das Jahr 1984. Der Raum war über 200 Quadratmeter groß. Es war offener Abend und etwa 120 Leute waren gekommen. Erst gab es gut tanzbare Musik und anschließend bat Michael uns, in einem Kreis Aufstellung zu nehmen. Dann stellte er ein paar Leute in die Mitte, wobei er sie hier und da berührte und bisweilen in fremdartig anmutende Stellungen bugsierte. Er bat uns, uns auf sie einzustimmen, während er zur Anlage ging und eine neue Kassette einlegte: getragene Popmusik. Manche der Leute in der Mitte fingen an sich eigenartig und wie in Zeitlupe zu bewegen, andere etwas heftiger. Jemand fiel zu Boden - aufgefangen von einem Helfer. Irgendwann schloss ich die Augen.
Michael ging wohl an den Leuten in Kreis entlang und muss vorbeigekommen sein und mich berührt haben, jedenfalls spürte ich, wie ein Laserstrahl warmen Lichtes in mein Herz eindrang. Meine Beine gaben nach und die Schwerkraft tat das Übrige. Ich fiel – und beim Fallen löste ich mich in einem unendlichen weißen Raum auf: in meiner sanft leuchtenden Heimat. Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich war geborgen, dies war mein Zuhause, es hatte meine "Temperatur"; ich war selig. Und alles zeigte sich mir in seiner wahren Gestalt: als EINS, in sich ruhend, rund, allumfassend…
Diese und andere enthüllende Erfahrungen ereignen sich in barnettschen Energiefeldern häufig und bisweilen auch anderen „spirituellen Feldern“: Erlebnisse, die alle Ideen und Vorstellungen über die Wirklichkeit sprengen. Aus zahllosen Erfahrungen weiß ich, dass die in einem Energiefeld Aufgenommenen davon über ihre Egogrenzen hinaus katapultiert werden. Somit bietet der Aufenthalt in diesem Feld eine Alternative zum Getrenntsein, zur Isolation der Gefangenschaft im Ego.

Energie und Information
Als ich vor vielen Jahren erstmals in das „wissende Feld“ eintauchte, war ich tief berührt von der Vollkommenheit, mit der sich die Seele der Familie ausdrückt – und noch dazu durch Leute, die keine Ahnung davon haben konnten, was sie dort zum Ausdruck brachten. Sie äußerten Informationen und häufig auch starke Emotionen, die ganz offensichtlich nicht die ihren waren: Als Vertreter waren sie ja Sprachrohr derjenigen, die sie darstellten. Mir fiel auf, dass die wissenden Felder die informative und soziale Variante dessen ausdrücken, wofür barnettsche Energiefelder (im weiteren Energiefeldern genannt) der mystische Ausdruck sind. Wo die Seele bei der Familienaufstellung durch Information und Wissen bewegt wird, werden Körper und Geist bei den barnettschen Aufstellungen von Energien in Bewegung gesetzt. In beiderlei Feldern führt die Bewegung über die normalen Begrenzungen hinaus und offenbart die Tatsache, dass wir in weit größere Zusammenhänge gestellt sind als die rein persönlichen.
Ein interessantes Bindeglied also zwischen dem wissenden Feld und dem Energiefeld: Die „Bewegungen der Seele" in Hellingers Familienaufstellungen und die „Energiebewegungen“ in den Konstellationen Barnetts. Darüber hinaus findet in Hellingers Aufstellungen „Energiearbeit“ (wie Michael Barnett diese spirituelle Methode genannt hat) statt und im barnettschen Energiefeld tritt bisweilen ganz konkrete Information zu Tage, spontanes Wissen um die eigene Lebenssituation. Es zeigte sich dann auch in der Praxis meiner Seminare, wie glänzend sich beide Arbeitsweisen ergänzen, daher versuchte ich, dies besser zu verstehen. Nicht, damit ich besser damit arbeiten konnte. Im Gegenteil: Wenn ich eins in den vielen Jahren meiner Gruppenarbeit gelernt hatte, dann, dass die Arbeit desto besser ist, je leerer und absichtsloser und je tiefer ich mich auf das einlasse und demgemäß handele, was sich mir intuitiv eröffnet. (Hellinger nennt, was ich hier Intuition nenne, „phänomenologische Sicht“.) Das nenne ich „taoistische Praxis“, da sie gänzlich ohne Worte und Erklärungen auskommen muss.
Allerdings ergeben sich aus dieser Praxis unvermeidlich Interpretationen, Ideen, Vorstellungen und Theorien. Diese haben wiederum Einfluss auf die Seminare und das alltägliche Leben in der Welt. Auf dieser Ebene sind fundierte Vorstellungen und Verstehen wichtig und wünschenswert. Außerdem weiß ich, dass die in der taoistischen Praxis gefundenen Erkenntnisse und Einsichten einer Prüfung durch die Vernunft ohne Weiteres standhalten.
Also kaute ich auf diesem Thema herum, betrachtete es von allen möglichen Seiten, sprach mit Freunden und Therapeuten/Experten darüber … und ließ es irgendwann ruhen. „Es ist doch egal,“ dachte ich, „wie Information und Energie zusammen hängen,“ und ließ den zwar eleganten aber letztlich wenig sagenden Gedanken fallen, Information sei Energie in Formation. „Hauptsache, es funktioniert und hilft den Menschen weiter.“
Und dann fiel mir plötzlich auf, dass das Energiefeld und das wissende Feld nur zwei Aspekte eines einzigen, umfassenden Feldes sein konnten: Wie die zwei Seiten einer Münze, die beiden Pole eines Kreises, die beiden Geschlechter der Menschheit. Das Energiefeld ist ebenso wie das wissende oder morphogenetische Feld Ausdruck eines einheitlichen, spirituellen Feldes, das ich seither „Das Lebendige Feld“ nenne.
Nähert man sich dem Lebendigen Feld auf der Ebene der Energie, wirkt es etwa wie das barnettsche Energiefeld. Nähert man sich ihm von der informativen Seite, äußert es sich als das „wissende Feld“. Auf der biologischen Ebene der Entstehung von Lebewesen drückt es sich als morphogenetisches Feld aus. Das Lebendige Feld umfasst also auch die Persönlichkeit, Familie, Gesinnungs- oder Religionsgruppe und Nation, der wir angehören und die Energie, die wir mit einander und unserem Umfeld austauschen. Das Lebendige Feld ist Seele und Energie dieses Augenblicks – Form, Gestalt und deren Verbundenheit und Dynamik. Alles ist im Lebendigen Feld eingebettet und miteinander verwoben… nichts ausgenommen.


Alles EINS – oder was?
Nun pfeifen es natürlich die Spatzen von den Dächern: Alles ist eins . Und wenn man sich ein wenig umhört, haben viele Menschen das bereits auf die eine oder andere Weise erfahren; oder, um meiner obigen Terminologie zu bleiben, das Lebendige Feld hat sich ihnen in einer gewissen Tiefe enthüllt. In den USA antworteten vor ungefähr 10 Jahren etwa 60% aller Teilnehmer an einer Umfrage, dass sie bereits eine mystische Erfahrung gemacht hätten. Aber so weit braucht man gar nicht zu blicken: Viele Teilnehmer an Seminaren, die wirksame Energiefelder herstellen, machen bisweilen mehr oder weniger tiefe, mystische Erfahrungen, meine eigene, oben geschilderte nicht ausgenommen. Dies wirft eine interessante Frage auf: Weshalb führt nicht jeder nach einer solchen Erfahrung ein erleuchtetes oder erwachtes Leben sondern sucht einfach weiter, so als hätte sie gar nicht stattgefunden?
Nach Reflexion über meinen eigenen spirituellen Weg und die vielen mystischen Erfahrungen, die ich gemacht habe, kann ich nur antworten: „Weil ich den Erlebnissen nicht getraut habe – sie waren zu „fremdartig“. Ich glaubte vielmehr all den Überzeugungen, die ich bis dahin gewonnen hatte.“ So war ich beispielsweise der Meinung, ich müsse diese Erfahrung der Einheit dauernd machen. Bei eingehender Prüfung dieser Vorstellung wurde mir allerdings klar, dass auch die Erfahrung des Getrenntseins, der Isolation in einer Persönlichkeit zur Ganzheit gehören muss, schließlich kann außerhalb des Ganzen nichts sein. Alle Erfahrungen sind mit unserem Dasein verwoben, mit allem, was das Gewebe der Ganzheit ausmacht. Wer das verstanden und akzeptiert hat, der verlangt seinem konkreten Erleben nicht mehr ab, es müsse anders sein als es ist – die Erfahrung der Einheit ist ebenso teil des Ganzen wie die Erfahrung der Getrenntheit.
Für spirituell Suchende bedeutet das wohl, dass es nichts Endgültiges mehr zu suchen gibt. Es gibt keine Erfahrung, die der Suche ein Ende bereitet, sondern es ist vielmehr die Einsicht, dass alle Erfahrungen Teil der unendlichen Landschaft des Daseins sind: organischer Bestandteil des Lebendigen Feldes. Diese Einsicht, wenn sie Leib und Seele erfasst, hat ungeahnte Folgen; Konsequenzen, die uns die unendliche Größe des Mysteriums enthüllen, in das wir gestellt sind.
Eine solche Interpretation dieser Felder kann dich so entspannen, dass du endlich in der Lage bist, einfach nur noch das zu tun und zu lassen, was ansteht. Wenn wir dies verstanden haben, gibt es nichts mehr zu tun, abgesehen von all den pragmatischen Entscheidungen und Handlungen, zu denen unser Leben, unsere Situation und unser Schicksal uns veranlassen.

 
       
 
     
     
 
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